Das reine Gewahrsein, ist das Wahrnehmen, ohne unsere Interpretation oder Bewertung. Es bedeutet, im Hier und Jetzt präsent zu sein, voller Aufmerksamkeit, unverfälscht und klar.
Stell dir vor, du sitzt in der Natur. Um dich herum ist es grün und hell. Du sitzt vielleicht im Gras, es ist angenehm warm und zu hören sind nur die Klänge der Natur. Vogelzwitschern, der Wind in den Blättern, dein Ein und Ausatmen.
Ein paar Wolken erscheinen am Himmel. Im Gewahrsein, nimmst du die Wolken wahr. Sonst nichts.
Je bewusster wir jedoch in diesem Moment werden, desto mehr interpretieren wir unsere Sinneswahrnehmungen. Zu den Sinnen zählt in der buddhistischen Psychologie auch unser Geist. Er nimmt Gedanken, Gefühle und Intuitionen wahr, so wie das Auge das Sichtbare wahrnimmt und die Ohren das Hörbare.
Es gibt also das Augenbewusstein, das Ohrbewusstsein, das Nasenbewusstsein, das Zungenbewusstsein, das Körperbewusstsein und das Geistbewusstsein. Sie alle kreieren die persönliche Erfahrung des Augenblicks. Es entsteht ein Geisteszustand.
Nach der buddhistischen Psychologie, kommt es auf den Zustand unseres Geistes an, wie wir das Leben erfahren!
Heilsame und unheilsame Geisteszustände
Die heilsamen Geisteszustände wurzeln aus Liebe, Großzügigkeit und Achtsamkeit. Daraus entstehen Klarheit, Gelassenheit, Einsicht, Freude, Anpassungsfähigkeit, Vertrauen, Besonnenheit und Ausgeglichenheit.
Die unheilsamen Geisteszustände wurzeln aus Anhaftung, Abneigung und Illusion. Daraus resultieren wiederum: Neid, Sturheit, Angst, Zweifel, Schamlosigkeit, Gier, Hass und fehlerhafte Wahrnehmung (Verblendung).
Erkennen wir die geistigen Zustände, welche unser Bewusstsein füllen, können wir unheilsame in heilsame umwandeln. Dafür ist es nötig so langsam wie möglich zu werden, um die einzelnen Farben zu erkennen, die unser Bild schaffen. Ein Bewusstseinsmoment, ist also wie ein Gemälde, das sich zusammensetzt aus einzelnen Farben, den Interpretationen unserer Sinneswahrnehmungen. Die Farben unseres Sinnesbewusstseins, erschaffen unsere Realität!
Zurück zu den Wolken. Evtl denken wir, dass es regnen könnte. Dabei war das garnicht gemeldet. Den Spaziergang im Anschluss, können wir wohl vergessen. War ja klar, dass das wieder nicht so klappt, wie man es erhofft hatte…
Der jeweilige Moment wird eingefärbt, durch unsere Gedanken, Emotionen und Erwartungen. Egal ob wir Musik hören, aus dem Fenster sehen, einen Freund besuchen, das Geschirr abwaschen, im Urlaub am Strand liegen oder in der Natur auf einer Wiese sitzen.
Um dem nie enden wollenden Strom der Gedanken ein Ende zu setzen, müssen wir lernen, wie man mit Achtsamkeit einen Schritt zurück geht. Wir lernen, zu nähren was uns Freude schenkt, und loszulassen was uns belastet.
Stell dir vor du bist kurz davor das Haus zu verlassen und du bemerkst dass dein Schlüssel nicht dort ist wo er gewöhnlich zu finden ist. Was tust du?
Du könntest jetzt fluchend alle Schubladen aufreißen, anfangen alles auf den Kopf zu stellen, dich fragen warum sowas immer ausgerechnet dir passieren muss, deinen Partner/Kind/Hund/das Universum dafür verantwortlich machen, um dann letztendlich frustriert auf der Arbeit anzukommen, mit oder ohne Schlüssel, wo du dann noch die Gelegenheit nutzt, deine Kollegen über deinen schlechten Start in den Tag zu informieren.
Oder: Was die meisten von uns automatisch und ganz natürlich tun ist, einen Schritt zurück zu gehen. Wo haben wir den Schlüssel zuletzt gesehen? Wir forschen achtsam in unserem Geist, nach diesem Moment, wo etwas anders war als sonst, und wir uns deshalb anders verhalten haben, und deshalb den Schlüssel woanders abgelegt haben.
Übung:
Versuche in diesem Moment, das Zusammenspiel dieser Sinneswahrnehmungen zu beobachten. Lenke deine Wahrnehmung weg von diesem Text. Sieh auf, und achte darauf, wie der Inhalt des Gelesenen, durch den Anblick der Dinge vor dir, verdrängt wird.
Kehre zum Text zurück. Lenke nun deine Aufmerksamkeit zu deinem Körper. Fließt dein Atem frei und leicht? Atmest du in deinen Bauch oder eher flach?
Achte darauf, wie der Inhalt dieses Textes, in deinem Bewusstsein zurück tritt, während du deinen Körper beobachtest.
Übung:
Wähle einen Tag, an dem es dir schwer fällt, in der Freude zu sein. Werde langsamer. Beobachte dich, wie du die einzelnen Momente wahrnimmst. Beobachte, wie in deinem Geist Zustände entstehen, und wie lange sie andauern. Welche Gedanken, Gefühle und Erwartungen tragen dazu bei? Mache dir Notizen.
Als Nächstes, wähle einen guten Tag. Einen, an dem es dir leicht fällt, deine Lebensfreude zu spüren. Beobachte dich auch hier. Notiere wieder das Entstehen geistiger Zustände. Welche Gedanken, Gefühle und Erwartungen tauchen auf? Wie erlebst du den jeweiligen Moment?
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